Datenrettung mit Babybonus: Wie ein MacBook von 2010 wieder zum Leben erwachte

Datenrettung mit Babybonus: Wie ein MacBook von 2010 wieder zum Leben erwachte

Eigentlich ging es um eine Daten­ret­tung bei einem Mac­Book Pro aus dem Jahr 2010. Nach mehreren Stürzen startete das Betrieb­ssys­tem nicht mehr. Auf dem Gerät befan­den sich allerd­ings zahlre­iche Baby­fo­tos, die der Kundin sehr am Herzen lagen. Sie war allein­erziehende Mut­ter eines Schulkindes, Mitte 40 und tech­nisch nicht ver­siert, aber ziem­lich cool drauf. Beim Erst­ge­spräch zeigte sie mir neben dem defek­ten Note­book auch zwei externe USB-Fest­plat­ten. Ihre Frage: Ob ich die Mul­ti­me­di­a­dateien, von denen einige bis ins Jahr 2006 zurück­re­icht­en, auf ihr neues Apple Mac­Book Pro mit M2-Chip über­tra­gen könne.

Ich: „Darf ich fra­gen, warum Sie das möcht­en? Sie haben eigentlich eine sehr intel­li­gente Back­up-Lösung. Wenn Ihrem neuen Mac­Book M2 etwas passiert – etwa ein Sturz oder ein Wasser­schaden – ist eine Daten­ret­tung nahezu aus­geschlossen. Der Großteil der Kom­po­nen­ten ist fest mit dem Main­board ver­lötet.“

Kundin: „Aha. Naja, die bei­den Fest­plat­ten sind lei­der kaputt.“

(Ich betra­chte die exter­nen Laufw­erke. Äußer­lich sehen sie neuw­er­tig aus – doch allein am Gewicht erkenne ich: klas­sis­che 2,5‑Zoll-HDDs mit mech­a­nis­chem Auf­bau.)

Ein älteres silbernes Apple MacBook Pro mit schwarzem Bildschirmrand steht geöffnet auf einem weißen Tisch. Auf dem Display ist der farbenfrohe macOS-Hintergrund mit orange-roten Berggipfeln bei Sonnenuntergang zu sehen. Angeschlossen sind zwei externe Festplatten in Schwarz – eine liegt links, die andere rechts auf der Handballenauflage. Beide Laufwerke sind per USB-Kabel mit dem Laptop verbunden. Der Schreibtisch ist aufgeräumt, der Fokus liegt ganz auf dem Gerät und der Datensicherung. Die Szene vermittelt das Gefühl von Technikkompetenz, Fürsorge und Vertrauen – hier wird sichtbar an etwas Wichtigem gearbeitet, vermutlich an der Rettung persönlicher Erinnerungen wie Fotos oder Dokumente

Ich: „Was genau ist passiert?“

Kundin: „Ich war mit den Sachen bei einem Laden auf der Land­straße. Die mein­ten, die Plat­ten sind zu alt – das würde beim Kopieren alles zusam­men­brechen.“

Ich: „Hat man dort eine Diag­nose gemacht?“

Kundin: „Nicht wirk­lich. Der Verkäufer hat ein­fach eine Fest­plat­te an mein neues Mac­Book gesteckt – und die hat Geräusche gemacht.“

Ich: „Das ist bei mech­a­nis­chen Fest­plat­ten ganz nor­mal. Die enthal­ten rotierende Mag­netscheiben – meist mit 5400 Umdrehun­gen pro Minute. Solche Laufw­erke geben immer Geräusche von sich. Im Gegen­satz zu SSDs spe­ich­ern sie Dat­en auch physisch auf den Plat­ten – das macht sie zu robusten Archivme­di­en.“

Kundin: „Ich kenn mich da null aus. Hab dann dort eine neue externe Fest­plat­te gekauft – für 139,99 €.“

(Ich nehme meinen Lap­top zur Hand, starte bei jedem Laufw­erk eine Kurz­di­ag­nose.)

Ich: „Die neue LaC­ie-Fest­plat­te kön­nen Sie zurück­geben – voraus­ge­set­zt, Sie haben noch den Kassen­zettel.“

Kundin: „Ich weiß nicht. Der Verkäufer meinte auch, dass die alten Plat­ten voll sind. Ich will ein­fach nichts ver­lieren.“

Ich: „Ich hätte einen Vorschlag: Wir machen einen Zusatza­uf­trag – hier, Punkt 73 im Leis­tungskat­a­log: *Fest­plat­ten-Gesund­heitscheck*. Ich prüfe jede Plat­te einzeln, erstelle einen schriftlichen Zus­tand­bericht (laminiert) samt Empfehlun­gen – und wenn nötig, repariere ich auch das Dateisys­tem.“

(Sie wirkt kurz unsich­er und denkt nach.)

Ich: „Keine Sorge, ich will Ihnen nichts auf­schwatzen. Wenn Sie möcht­en, über­trage ich die Dateien ein­fach auf die neue Fest­plat­te. So, wie es für Sie passt.“

Kundin: „Ich ver­traue Ihnen jet­zt ein­fach mal.“

Ich: „Danke – freut mich sehr. Ich nehme alles mit, das dauert näm­lich länger. Ihre Geräte bekom­men Sie dann zum vere­in­barten Ter­min voll­ständig zurück.“

Screenshot eines Diagnoseprogramms zur Festplattenüberwachung. Angezeigt wird eine interne Festplatte vom Typ WDC WD3200BPVT-00HXZT1 mit einer Kapazität von 320 GB und einer Drehzahl von 5400 U/min, die per USB angeschlossen ist. Der Gesundheitsstatus ist mit einem großen blauen Button als „Good“ markiert, die Temperatur beträgt 21 °C. Im unteren Bereich sind S.M.A.R.T.-Attribute wie „Read Error Rate“, „Spin-Up Time“, „Power-On Hours“ und andere gelistet. Die Betriebszeit der Festplatte beträgt lediglich zwei Stunden, was auf eine neuwertige Nutzung hindeutet. Allgemeine Angaben: Modell: WDC WD3200BPVT-00HXZT1 (320 GB) Drehzahl: 5400 RPM – typisch für leise 2,5-Zoll-Notebookplatten Anschluss: USB über SATA-Controller Power-On Hours: 2 Stunden Power-On Count: 20 Einschaltvorgänge Temperatur: 21 °C – idealer Wert Die Festplatte ist in einem einwandfreien Zustand. Es liegen keine Anzeichen für defekte Sektoren, mechanische Probleme oder Alterung vor. Mit nur zwei Stunden Laufzeit ist sie praktisch ungenutzt. Die minimale Abweichung beim „Spin-Up Time“-Wert (Attribut 03) ist nicht kritisch, sondern liegt im Rahmen der typischen Toleranzen nach ersten Inbetriebnahmen. Diese Festplatte ist technisch vollkommen in Ordnung und kann problemlos weiterverwendet werden – z. B. als Backup-Medium oder für Archivdaten. Ein Wegwerfen wäre aus technischer Sicht völlig unbegründet

Das eine USB-Laufw­erk hat­te 61, das andere nur zwei Betrieb­sstun­den auf dem Buck­el. Bei ersterem war eine Reparatur des HFS+-Dateisystems zwin­gend erforder­lich. Ohne mein Zutun hätte die Kundin zwei qua­si neuw­er­tige Daten­träger entsorgt – dabei waren bei­de nur zu etwa einem Drit­tel befüllt.

Auch das alte Mac­Book Pro (Bau­jahr 2010) ließ sich wieder in Gang brin­gen: Eine neue SATA-SSD als Sys­tem­laufw­erk – und schon kon­nte das Gerät mit dem aktuell­st­möglichen macOS wieder durch­starten.

Heute nutzt der Sohn der Kundin das Gerät für die Schule (Libre­Of­fice) – und natür­lich zum Minecraft-Zock­en mit dem AT-Launch­er.

Kundin: „Wow, da hätte ich mir gar kein Mac­Book mit M2-Chip kaufen müssen.“

Sohn: „🕹️😄.“

Ich: „Naja … ein Mac­Book ist eben auch ein Lifestyle-Pro­dukt. Und wenn man in bes­timmten Kreisen unter­wegs ist, möchte man ja nicht abfall­en.“

(Die Kundin ver­sucht mir zu fol­gen – ein leicht amüsiertes Stirn­run­zeln.)

Sohn: „🧑‍💻 Mama cool, jet­zt hab ich mein eigenes Minecraft!“

Ich: „Und Sie haben Ihrem Sohn ein richtig schönes Geschenk gemacht.“

Ein silbernes MacBook Pro aus dem Jahr 2010 steht geöffnet auf einem weißen Tisch. Auf dem Bildschirm läuft das Betriebssystem macOS Sierra 10.12.6 mit dem ikonischen Bergpanorama in warmen Rottönen. Die Tastatur ist klassisch schwarz-silbern – ein typisches Merkmal älterer Apple-Modelle. Direkt unter dem Trackpad klebt ein großer, roter Tintenfisch-Aufkleber mit dem Namen Tinti, der auf eine humorvolle und persönliche Note hinweist. Der Sticker macht deutlich, dass das MacBook der Ärztin Dr. med. univ. Astrid Bukal gehört. Links neben dem Gerät ist eine schwarze externe USB-Festplatte angeschlossen – vermutlich zur Datensicherung. Der verschwommene Hintergrund lässt auf eine helle, moderne Umgebung schließen – das Foto wurde in einem Raum der Pädagogischen Hochschule Linz aufgenommen, was auf den Bildungsbezug und den professionellen Einsatz des Notebooks hindeutet. Bildrechte: Veronika Helga Vetter

Fazit

Dem Verkäufer von der Land­straße mache ich keinen Vor­wurf – er muss Umsatz machen, so läuft das Geschäft. Die Kundin hat dage­gen fast alles richtig gemacht: Trotz Verun­sicherung hat sie sich eine zweite Mei­n­ung einge­holt und mir durchge­hend ver­traut – selb­st als es beim alten Mac­Book um einen zusät­zlichen Reparat­u­rauf­trag ging. Der Aufwand war nicht ohne: Die Ret­tung der Baby­fo­tos hat Fin­ger­spitzenge­fühl, Know-how und Geduld gefordert. Am Ende lief alles rund – das Kind hat jet­zt ein funk­tions­fähiges Gerät zum Ler­nen und Zock­en, und die Dat­en sind sich­er. So soll’s sein.